War früher Hauptbestandteil der medizinischen Behandlung; abgeleitet aus der "Vier-Säfte-Lehre"(Humoralpathologie), begründet durch "Vater der Heilkunde" Hippokrates von Kos (ca. 460-377 v. Chr.), vollendet durch den Leibarzt Kaiser Marc Aurels Claudius Galenus (ca.129-ca.200 n. Chr.): Ursache der Krankheit ist ein gestörtes Gleichgewicht (Dyskrasie), Therapie der Krankheit die Wiederherstellung des Gleichgewichts der vier Körpersäfte Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle. Hieraus begründete man vier Grundtypen (Temperamente) des Menschen: Sanguiniker (wallendes Blut überwiegt), Phlegmatiker (zäher Schleim überwiegt), Choleriker (gelbe Galle überwiegt) und Melancholiker (schwarze Galle überwiegt). Diese Theorie war Basis der mittelalterlichen Medizin und wurde bis ins 18. Jahrhundert praktiziert. Hauptmittel des "Säfteausgleichs" war der Aderlass: Bei Krankheiten mit zuviel Blut (Bluthochdruck, Schlaganfall, fälschlich auch Fehlgeburt) und zur Wiederherstellung der rechten Menge an gutem Blut muss schlechtes Blut entlassen werden. Geschieht dies nicht ausreichend auf natürlichem Weg (Bluterbrechen, Nasenbluten, Hämorrhoiden, Menstruation) erfolge der Aderlass. Hildegard von Bingen (1098-1179) empfahl dafür den Aderlass am 1. bis 6. Tag nach Vollmond. Geschah der Aderlass zu häufig und regelmäßig, konnten sich die Beschwerden jedoch verstärken. Daher war diese Therapie ab dem 18. Jahrhundert umstritten und galt als Geldschneiderei. Heute praktiziert man zwei Arten des Aderlasses, den Volumenaderlass zur Blutdrucksenkung, bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder Migräne und den Stoffwechseladerlass bei ausleitenden Verfahren zur Entgiftung und Regulationsförderung. Pro Behandlung werden zwischen 100 und 250 ml Blut entnommen und ggf. durch Elektrolytlösung ersetzt.